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7 Feldspieler, Spielzüge

Sigurdsson ist ein Crack. Er hat es geschafft in kurzer Zeit neue Spielabläufe rund um den siebten Feldspieler  zu schaffen. Diese müssen im Vorfeld geübt werden. Und ob  sie dann unter Wettbewerbsbedingungen funktionieren, steht auf einem anderen Blatt.  Und nun wird das Spiel mit 7 Feldspielern sogar zur Geheimwaffe in Spielen, wo es knapp steht. Das hat das Spiel gegen Polen gezeigt.

Der 7. Feldspieler – ein unfairer Vorteil?

Ist das nicht genial? Die Badboys sind gerade dabei eine ganz neue Ära zu prägen und den ersten Anstoß für einen neuen Abschnitt im Handball zu geben.

Olympia 2016 als Versuchsstall

Der siebte Feldspieler schafft neue taktische Möglichkeiten. In Unterzahl kann fehlende Variabilität im Angriff nun zu 100% kompensiert werden. Dadurch, dass der Torwart nicht mehr zwingend mit einem Leibchen gekennzeichnet sein muss, können alle Spieler werfen.

Und das Spiel 6:7 ist jetzt auch noch fordernder für die Abwehr – sie muss aktiver verteidigen und antizipieren um die Unterzahl auszugleichen.

Offensiver heißt mehr Räume. Mehr Räume bedeutet oft mehr Torchancen und auf der anderen Seite auch mehr Ballgewinne für die Abwehr. Ich denke, dass der IHF so den Handballsport attraktiver und schneller machen möchte.  Es fallen mehr Tore.

By the way: Wolff findet das als Torhüter grundlegend sicher nicht so cool. Nicht weil er mehr halten muss, sondern weil er einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt ist und sich nicht ausschließlich auf die Rolle als Torwart konzentrieren kann – Stichwort Spielrhythmus.

Zeitstrafen können jetzt leichter kompensiert werden. Was heißt das?

Das Handballspiel wird härter.  Der Angriff kann trotz einer Strafe weiter mit 6 Feldspielern agieren. Damit wird eine 2 Minutenstrafe im wahrsten Sinne des Wortes „nur halb so schlimm“.

Risiko:

Das bedeutet mehr Arbeit für die Schiedsrichter, da sie kleinlicher pfeifen müssten. Mehr Pfiffe machen aber ein Spiel kaputt. Und die Schiedsrichter angreifbarer.

Analysieren wir jetzt aber doch mal was sich der Bundestrainer einfallen gelassen hat.

Gegen Brasilien, die 3:2:1 und 5:1 gedeckt haben, wurden die Kreisläufer sehr breit gestellt um die Abwehr zu weiten Laufwegen zu zwingen. Es boten sich 3 Möglichkeiten:

  • Es wurde Reichmann auf der Außenposition gesucht
  • einer der Halbspieler hat abgeschlossen
  • oder den Kreisläufer angespielt.

Gut funktioniert hat  das Einlaufen eines weiteren Spielers (Minute 57) , sodass 3 Spieler am Kreis standen. In dem Augenblick wo der RR das Tempo anzieht, steht der Äußerste der Kreisläufer frei und kann abschließen.

Ein Spielzug für sieben Feldspieler
Nachdem der 7. Feldspieler eingelaufen ist: HR hat den Ball, Mitte läuft parallel mit. Die Verteidiger müssen verdichten um die beiden nahestehenden Kreisläufer abzudecken und der linke KL erhält den Ball, indem Mitte überspielt wird

HR hat den Ball, Mitte läuft parallel mit. Die Verteidiger müssen verdichten um die beiden nahestehenden Kreisläufer abzudecken und der linke KL erhält den Ball.

Gegen Polen fand ich am besten, dass die deutsche Mannschaft die Unterzahlsituationen mit dem 7. Feldspieler ohne Leistungsabbruch aufheben konnten. Klar, ab und an gab es “einfache Gegentore”, aber vorne im Angriff fielen gefühlt mehr Tore.

Ich bin gespannt auf die Statistiken am Ende des Turnieres. Dann ist an Zahlen erkennbar, ob der Handball härter ist und mehr Tore zum Vorteil der eigenen Mannschaft fallen.

Denn für mich bleibt eine grundlegende Frage: Wie soll ein Handballspiel mit 7 Feldspielern funktionieren, wenn das Spielfeld seit jeher von dem Dimensionen auf 6 Feldspieler ausgelegt ist? Was denkt ihr?

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