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Überall wird geklagt, dass qualifizierte Trainer fehlen und überhaupt das Vereinsleben abnimmt. Entsprechend interessant ist es doch mal zu sehen, wie hoch der Verdienst / das Gehalt als Handballtrainer ist
Der Marktpreis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt.
Je größer die Nachfrage, desto höher steigt der Preis.
Das sind doch eigentlich beste Vorraussetzungen für Trainer eine angemessene Aufwandsentschädigung zu erhalten?
Ich trainiere zur Zeit eine Bezirksligamannschaft im Jugendbereich.
- Anzahl der Trainingeinheiten pro Monat: 8
- Km /Training: 46km
- Km der Auswärtsfahrten: 100 km
Kostenpunkt: (8 Einheiten * 46 km [Hin- und Rückfahrt]) + 100 km * 2 Aufwärtsspiele
568 km mit dem Auto.
Mein Auto verbraucht 6,4 l auf 100 km, was Spritkosten für 36,4 Liter E10 verursacht.
Das heißt um Handball trainieren zu können investiere ich aktuell rund 45,44 Euro (36,4*1,25 Eur pro Liter).
Das macht in etwa 540 Euro Kosten pro Jahr. Außerdem zahle ich einen Spartenbeitrag von jährlich 45 Euro, also 595 Euro.
Mein Verein zahlt mir eine Aufwandsentschädigung von 40 Euro pro Monat, also 480 Euro pro Jahr – hinzu kommt je nach Jahresverlauf eine Prämie von bis zu 120 Euro, die aber nicht fix ist.
Das verraten die Zahlen über das Gehalt
Nicht hineingerechnet sind die Anzahl der Stunden, die ich als Trainer für die Vorbereitung des Handballtrainings und dem Handballtraining selbst verbringe – das sind pro Trainingseinheit etwa 90 Minuten (Training) + 60 Minuten(Planung)+ 60 Minuten Ab- und Anreise).
Am Spieltag selbst können es insgesamt rund 180 Minuten werden.
Der Zeitaufwand pro Monat beträgt also (210 min + 180 min)*4 = 26 Stunden.
40 Euro pro Monat entsprechenden dann einem Stundenlohn von 1,53 EUR.
Das heißt nichts anderes, als dass ich und wahrscheinlich du auch, Handball nicht trainiere um Geld zu verdienen.
Im Jugendbereich habe ich schon mehr verdient
Ich habe eine Saison lang bei einem Handballverein trainiert, der in der dritten Liga mitgespielt hat und dort die A – Jugend gecoacht. In dieser Phase habe ich tatsächlich 120 Euro Aufwandsentschädigung erhalten – was ich in meinen Dimensionen außerordentlich fair gefunden habe.
Aber auch bei einem anderen Verein, wo ich 80 Euro Grundgehalt pro Monat verdiente und zusätzlich 30 Cent pro gefahrenen Kilometer abrechnen konnte, war fair.
Doch war ich wirklich deshalb motivierter?
Nein, das war ich nicht. Geld fördert meine Motivation nicht, Geld bindet nur und vielleicht freut man sich über das Extra-Taschengeld, dass einem am Ende des Monats zum Beispiel für den Urlaub zur Verfügung steht.
Die Vereine werden dazu gezwungen
Ich verstehe, wieso Vereine nicht mehr bezahlen können- der Kostendruck ist enorm. In meiner 20.000 Einwohner Stadt teilen sich 5 Vereine alle Sponsoren. Der Trainer der ersten Herrenmannschaft wird finanziert, Zuschüsse zur Mannschaftsfahrt geleistet, Anschaffungen für den Trainingsbetrieb getätigt …
Bei Vereinen in der Bundesliga wird jeder Cent in das Aushängeschild investiert, dementsprechend erhalten die Spieler je nach Ligazugehörigkeit ebenfalls eine Aufwandsentschädigung.
Klar, wäre ich Trainer einer Herrenmannschaft, wäre dies mindestens ein attraktiver Nebenjob, bei vergleichbaren Zeitaufwand. Soweit bin ich aber noch nicht.
Was mir mein Verein gegeben hat ist viel mehr für meine “Karriere” als Handballtrainer wert: Mein Heimatverein hat mir die C-Lizenz in Höhe von etwa 1.000 Euro finanziert und ebenfalls gestattet bei anderen Vereinen zu arbeiten um Erfahrung zu sammeln.
Deshalb bin ich auch bereit diesen Aufwand weiterzubetreiben: Weil ich meinem Verein was zurückgeben möchte und weil ich als Handballtrainer unabhängig vom Geld viel lernen kann.
Das ist auch für Handballvereine eventuell ein Schlüssel um dem “Fachkräftemangel” auf dem Handballmarkt entgegen zu wirken. Bindet eure Trainer nicht mit Geld, sondern Fortbildungen oder Benefits, die eine Win-Win Situation darstellen.
Frage an die Leser: Seid ihr damit zufrieden, was ihr verdient?