Gerade auf Grund der EM-Einblicke durch Prokop lässt sich sagen: Time Out’s sind wichtig! Im ersten Abschnitt analysieren wir die Vorteile des Team-Time-Out und anschließend gehen wir auf wichtigsten Punkte ein, die du für dein Time Out Ansprache beachten solltest ein.Der erste große Fehler den Handballtrainer oft machen, ist: Sie warten zu lange das Time Out einzusetzen. Dabei bietet ein TT so viele Vorteile:
- Der Rhythmus des Gegners wird gestört
- Deine Mannschaft hat kurz Zeit sich zu sammeln und zu ordnen
- Du kannst gezielt Feedback geben
- Du kannst auf deinen Gegner reagieren und den Spieß umdrehen
- Du kannst deiner Mannschaft eine Verschnaufpause gönnen – gerade bei einer knappen Bank hilfreich
Wie ich auch schon bei der Ansprache in der Kabine, können deine Spieler nur begrenzt viel Input aufnehmen. Als Faustregel versuche ich maximal 3 wichtige Dinge anzusprechen. Dazu lässt du die Spieler kurz etwas trinken und runterkommen – die Bank hat selbstverständlich bereits die Wasserflaschen aufgemacht und hält sie für die Spieler auf der Platte bereit – das spart noch einmal Zeit.
Dann solltest du mit einer prägnanten Einleitung deutlich machen, dass die Ansprache jetzt los geht. Beispiel: Männer! Jungs! Passt auf! (Bei Mädels nutze ich immer Chicas, aber das ist Geschmackssache…)
Dann solltest du bereits wissen, was du auf der Taktiktafel oder deinem Tablet vermitteln möchtest. Wie gesagt: Drei Punkte reichen vollkommen aus. Je nachdem wo es hakt, kannst du jetzt die wichtigsten Korrekturen für die Abwehr und den Angriff (Systemumstellung, Positionswechsel, Beobachtungen) an die betroffenen Spieler richten.
Was ich wichtig finde: Der Trainer soll in den 60 Sekunden nicht lang und breit erklären was alles nicht richtig läuft! Es müssen Lösungen vermittelt werden.
Ich ziehe es vor Spieler, die eine ausführliche Erklärung brauchen, auf die Bank zu holen und es dann in Ruhe zu erklären. Die Minute im Time Out reicht dafür nicht aus und es ist ja auch ein TEAM Time Out und keine individuelle Beratung.
Besonders clever:
Beziehe deinen Co-Trainer ein und stimm dich für das Time Out ab. Evtl. hat er noch wertvolle Infos für dich oder einzelne Spieler. Zumindest einer sollte immer die Wurfecken des Gegners erfassen oder Statistiken auswerten.
Taktische Vorgaben verpacke ich beim Time Out unemotional und möglichst sachlich
Kritik verpacke ich nach Möglichkeit unemotional und versuche direkt deutlich zu machen, dass ich sicher bin, dass wir diese Problemstellung lösen können, da ” genau das im Handballtraining trainiert wurde”, “wir das jetzt erkannt haben” und “jetzt wach sind”. Das Team muss merken, dass es Rückhalt von der Bank hat.
So, jetzt sollten noch etwa 6 Sekunden auf der Uhr sein, das bedeutet, dass die Emotionen wieder ins Spiel kommen sollten. Das kann der Teamcaptain oder ein respektierter emotionaler Spieler sein, genauso gut auch du selber: Fass das wichtigste nochmal zusammen und formuliere den Schlachtruf und wieder rauf auf die Platte!
Die ganze Bandbreite an möglichen Ansprachen findest du hier in einer Time Out Zusammenfassung von Veselin Vujovic. Er zeigt aber auch, dass es kein Patentrezept oder eine Musterlösung gibt – das Fingerspitzengefühl kommt mit der Zeit.
PS:
Wenn der Gegner die grüne Karte auf den Zeitnehmer Tisch legt überlege wieso und bereite die Spieler drauf vor und kontere seine Ansprache.