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Handballtraining ohne spieler zeugt von schlechter Trainingsbeteiligung

Jedes Jahr gibt es im Breitensport den Fall, dass Spieler in der Mannschaft sind, die es nicht regelmäßig zum Training schaffen, bzw. nicht zum Handballtraining kommen. Mit jeder verpassten Trainingseinheit wird das Leistungsgefälle in der Mannschaft größer. Das bringt auch uns Trainer oft in einen unangenehmen Zwiespalt:

  • Wir Trainer verteilen Spielanteile
  • Wir Trainer wollen die Spieler durch Spielpraxis entwickeln
  • Wir Trainer wollen Erfolg haben (egal wie definiert)
  • Wir Trainer wollen die Spieler weiter an den Verein binden

Aber was machen wir jetzt und wie können wir damit umgehen?

Wenn Jugendliche nicht regelmäßig zum Handballtraining kommen, kann das viele Gründe haben.

  • Dem Spieler gefällt Handball nicht und die Eltern zwingen ihn zum Training zu kommen
  • Schuldruck
  • Steigendes Interesse am anderen / gleichen Geschlecht
  • Krankheit / Verletzung
  • Spieler kommt nicht mit der Mannschaft klar
  • Spieler kommt nicht mit dem Trainer klar

Es zeigt sich hier, dass die Trainingsbeteiligung von Spielern an 4 Komponenten im Jugendtrainerbereich geknüpft ist:

  • Trainer
  • Eltern
  • Mannschaft
  • Schule

Diese vier Faktoren spreche ich bei Spielergesprächen immer durch. Das Motiv weshalb ein Spieler zum Training kommt oder auch nicht kommt, ist entscheidend.

Die Frage ist: Wie kommen die Spieler trotzdem zum Handballtraining?

Je jünger die Spieler, desto wichtiger ist die Rolle der Eltern.

Fall 1 – Eltern die das Kind einfach abgeben

Es kann sein, dass die Eltern das Kind 2h absetzen und froh sind es los zu sein. Keine Verantwortung und Zeit für private Angelegenheiten.

Dieser Fall ist in so fern problematisch, dass für die Eltern egal ist, wie sich das Kind entwickelt. Sie wollen keinen Stress und möglichst ein zufriedenes Kind. Dazu gehört oft, dass es auch spielt und mitmachen kann, egal wie oft es beim Training war.

Die Eltern sind ausschließlich am Wohl des Kindes interessiert und verstehen die Trainersicht nicht.

Das führt oft zu Streit und emotionalen Diskussionen.

Hier hat der Trainer nur die Möglichkeit über die Spielphilosophie (siehe unten) Einfluss auf den Spieler zu nehmen.

Fall 2 – Eltern die das Kind zum Sport zwingen

Es gibt Kinder, die werden 2h abgegeben und sollen Spaß an einen Sport entwickeln, obwohl die darauf gar keine Lust haben. Dementsprechend verhalten sich die Kinder beim Training oder lassen sich ausreden einfallen, um nicht zu kommen.

Schaden tut das einer Mannschaft zum Beispiel, wenn auf dieser kalkulierten Basis 2 Jugendmannschaften in der gleichen Altersklasse gemeldet werden. Permanent zu wenig Spieler beim Training ist ein Problem. Meldet der Verein nur eine Jugendmannschaft, hat der Trainer Probleme mit den Einsatzzeiten.

Andererseits kann das Kind auch sehr interessiert sein und oft kommen wollen. Die Eltern ziehen aber andere Aktivitäten vor – Arzttermine auf Trainingstage, Geburtstagsfeiern,… hier hilft vielleicht ein nettes Gespräch, was aber wohl überlegt sein sollte.

Wer nicht begeistert bei der Sache ist, hört früher oder später auf.

Fall 3 – Spieler die das Ganze nicht so eng sehen – Pubertät

Handball ist ein Hobby und kein Job. “Ich habe auch ein Recht auf Ferien”

Spaß steht für die Spieler im Vordergrund und es ist vollkommen okay auch mal andere Sachen zu machen, die vielleicht gerade interessanter sind. Zitate Ende.

Diese Spieler sind ganz schwer einzufangen. Am ehesten gelingt das, wenn die Trainingsbeteiligung unmittelbar mit der Einsatzzeit gekoppelt wird und auch ein Interesse besteht auf der Platte zu stehen.

Wenn Spieler auf Grund von Launen beim Training fehlen, sehe ich 2 Möglichkeiten:

Den Spieler beibringen, dass Training eine regelmäßige und tolle Tätigkeit ist, unabhängig von dem Gemütszustand . Oder mit den Eltern sprechen.

Fall 4 – Spieler, die eine ernsthafte Erkrankung haben

Moralisch ganz schwer zu lösen. Ein Kind, das eine Krankheit hat und sehr gerne spielt, es aber oft nicht kann, muss eine Mannschaft finden, wo es reingehört und wo das ok ist. Das ist leider nicht immer der Fall und stark von der Leistungsklasse abhängig.

Konkrete Fälle in meiner Laufbahn war Handballspieler, der die “Bluterkrankheit” hatte und sehr schnell stark geblutet / blaue Flecken erhalten hat.

Je nachdem, was für eine Mannschaft du trainierst, musst du eine Lösung finden. Du kannst versuchen Doppelspielrecht zu erwirken oder den Spieler eine Altersklasse tiefer, die seiner Leistung entspricht, anzumelden.

Fall 5 – Spieler die nicht mit der Mannschaft klar kommen

Kommt ein Spieler nicht mit der Mannschaft klar und kommt deshalb nicht, frage ich beide Seiten nach Gründen.

  • Leistungsniveau zu unterschiedlich
  • Schulcliquenkonflikte die beim Training ausgetragen werden
  • alle Gesichter unbekannt
  • Spieler ist sensibel

Das sind jetzt 4 Beispiele die mir einfallen und es gibt sicher noch mehr. Klar ist – wir möchten den Spieler öfter beim Training sehen, deshalb sollte bei beiden Seiten nach Unstimmigkeiten recherchiert werden.

Außerdem würde ich das ganze in einer allgemeinen Besprechung abwickeln und über einen Zeitraum beobachten. Ist immer noch keine Besserung in Sicht, spreche ich gezielt mit dem Störfaktor und mache klar , dass das so nicht weiter geht. Sei es einen “Integrationsbeauftragten” finden oder dafür sorgen, dass Hänseleien aufhören.

Letzte Eskalationsstufe sind die Eltern, aber so weit musste ich noch nie gehen.

Fall 6 – der Spieler kommt nicht mit dem Trainer klar

Das hatte ich auch schon. Everybodys Liebling kann man als Trainer einfach nicht sein.

Wichtig ist, dass der gegenseitige Respekt da ist. Wenn es hart auf hart kommt, muss leider einer der beiden Faktoren gehen. Je nach Stellung des Spielers im Verein und der Mannschaft ist das der Trainer oder der Spieler.

Häufig ist ein klärendes Gespräch aber motivierend und für beide Seiten sehr fruchtbar (so war es bei mir).

Es gibt 3 mögliche Ansätze ohne Gespräche die Trainingsmoral der Spieler zu beeinflussen:

Wer trainiert  – spielt! 

Wir sind ein Team und alle spielen mit!

Die besten spielen und der Rest spielt mit!

Wer trainiert – spielt

Wenn nur die Jugendlichen spielen, die trainieren, heißt das , dass ich das radikal als Trainer umsetzen muss.

Wenn ein Spieler A eine geringere Trainingsbeteiligung in den letzten 2-3 Wochen hatte als Spieler B, muss Spieler B auch mehr Spielanteile im Spiel bekommen.

Das Prinzip ist für Spieler und Eltern und Jugendliche am transparentesten. Grundvoraussetzung ist, dass der Tabellenplatz nicht das wichtigste ist. Im optimalen Fall trainieren alle gleich viel und alle kriegen ein gleich großes Stück vom Kuchen ab.

Anders sieht es aus, wenn Spieler unregelmäßig kommen – dann versuche ich als Trainer wie oben beschrieben eine Lösung zu finden.

Wir sind eine Mannschaft und alle spielen mit

Wenn die Trainingsbeteiligung sekundär ist und das Spielerlebnis für alle im Vordergrund steht, hat auch der zweite Ansatz eine Daseinsberechtigung.

Es ermöglicht allen Spielern Erfahrung zu sammeln und gelerntes auch Umzusetzten. Dieser Weg ist der richtige für Trainer, die ihre Spieler optimal entwickeln möchten.

Perfekt ist: Alle Spieler sind gleich gut!

Alle Spieler sammeln die wichtige Spielpraxis und können geübtes Umsetzten oder auch manchmal einfach “dabei” sein. Das motiviert jeden Jugendlichen.

Wobei das wieder zu einem Widerspruch führt: Spieler A ist häufiger anwesend als Spieler B und beide Spielen gleich lang. Geht es hier um Belohnung oder Entwicklung? Eine schwere Frage, die sich nicht so einfach beantworten lässt.

Meiner Meinung nach sind leistungsorientierte Spieler schon früh an einer nahezu 100% Trainingsbeteiligung zu erkennen. Solche Spieler wollen immer spielen. Der Punkt, dass Alle spielen sollen (auf Kosten ihrer Spielzeit) ist ihnen sehr schwer zu vermitteln.

Also entweder kann man hier als Trainer klug rotieren oder ist regelmäßig mit langen Gesichtern konfrontiert. Je nach Alter des Spielers kann es auch sein, dass ein Wechsel in Betracht gezogen wird. Favoriert zu der nächsten Spielphilosophie:

Die Besten spielen und der anderen bei Pausen

Hier zählt Leistung und zwar unabhängig von der Trainingsbeteiligung. Es gibt eine feste Rangfolge und Stammsieben, der auch die Trainingseinheiten untergeordnet werden. Es zählt der Erfolg der Mannschaft.

Dieser Weg ist für Spieler mit geringer Trainingsbeteiligung sehr demotivierend. Ebenso für Spieler, die nicht so talentiert sind. Andererseits ist es perfekt für sehr talentierte Spieler, die sich messen und auf hohen Niveau verbessern wollen. Durch den ständigen “Ansporn”, wird sich hier stetig verbessert.

Unabhängig von der Leistungsklasse haben schlechtere Spieler hier keinen Spaß und werden womöglich schnell aufhören oder den Verein wechseln.

Ich denke dieser Weg ist für Jugendleistungszentren genau richtig, da dort jeder Spieler eine Investition (Internatsplatz, Schule, etc) darstellt. Spieler entwickeln sich unter diesen Druckbedingungen am schnellsten

Mein Fazit

Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie, die er unterschiedlich strikt handhabt.

Daraus resultieren unterschiedliche Gespräche, wo du deine Philosophie als Trainer verteidigen, erklären oder durchsetzen musst. Der Kontext ist entscheidend – und wie die Vereinsphilosphie hinsichtlich von Leistung und Breitensport ist.

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