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Handballspieler müssen in 50 – 60 Minuten Spielzeit viel Abrufen und benötigen deshalb nicht oft auf Grund fehlender Kondition, sondern Überlastung der Sinneseindrücke, die letztlich zu falschen Entscheidungen führen können, Pausen. Denn oft sieht es so aus, dass die Spieler Scheuklappen aufhaben und als Außenstehender denken wir oftmals: Wieso sieht er die Lücke / den freien Mitspieler nicht? Das sind alles Fragen, die beantwortet werden können, sofern wir uns anschauen, auf welche 5 Informationskanälen Handballspieler in sehr kurzer Zeit verarbeiten. Natürlich beeinflussen Sie sich wieder alle stückweise gegenseitig und wir können Sie nicht isoliert betrachten – aber wer sagt denn, dass Handball Spielen einfach ist?
Der Handball ist natürlich das Objekt der Begierde. Die eine Mannschaft hat ihn und kann damit Tore erzielen, die Andere will ihn und möchte ihn durch eine gute Verteidigung abwehren oder offensiv agierend erobern.
Informationsquelle: Ball
Der Ball sagt aber noch viel mehr aus – je nach Position des Balls im Raum, machen Bewegungen auf dem Spielfeld Sinn oder nicht. Zu meiner aktiven Karriere war der wertvollste Tipp den ich von einem Trainer erhalten habe, dass ich als Kreisläufer nicht anderen machen soll, als mich auf den Handball zu fokussieren. In Anbetracht des Artikels ist das sicherlich nicht mehr ganz richtig, aber als Kreisläufer sicherlich sinnvoller als für den Rückraum oder Außenspieler.
Der Ball gibt vor, von wo die Torgefahr ausgeht, wo sich Räume öffnen und verdichten können. Dementsprechend ist das gesamte Handballspiel auch durch die Position des Handballs geprägt – ohne Handball ergeben sich keine Lücken. Die Information die verarbeitet wird ist: Wo ist der Ball und was tue ich um ihn zu erhalten. Das kann Einlaufen sein, der Parallelstoß, der richtige Moment um einen Ball abzufangen und einen Gegenstoß zu laufen…
Informationsquelle: Gegenspieler
Ein Gegenspieler stellt in erster Linie ein Hindernis dar um ein Tor zu erzielen. Das gilt sowohl für den Angriff wie auch für die verteidigende Mannschaft, da so lange wie der Gegner der Ball hat, die eigene Mannschaft kein Tor erzielen kann.
Dementsprechend analysieren Spieler im Verlauf eines Spiels wo die Stärken und Schwächen ihrer Opponenten liegen und sollten ihr Spiel darauf auslegen. Der Job eines Trainers ist es, diesen Lernprozess im Spiel zu Beschleunigen, indem vor dem Spiel diese bereits mitgeteilt und / oder durch gezielte Handballübungen in das Handballtraining integriert.
Spannend ist es immer zu sehen, wie der Angriff mit einer agierenden Abwehr umgeht. Das bedeutet, dass die Abwehr den Angriff durch bestimmte, offensive und auf Ballgewinn ausgerichtete Bewegungen unter Handlungsdruck setzt. Aus dem Fußball würde dies unter der Begrifflichkeit “Pressing” laufen, also permanentes anlaufen des Gegners, um Fehlpässen zu provozieren.
Deshalb ist nach der DHB-Rahmenkonzeption zum Beispiel bis zur B Jugend die 6:0 Formation verboten – “große'” Mannschaften würden sich einfach passiv hinten reinstellen und beide Mannschaften würden keinen Lernerfolg haben – die kleinen haben schlichtweg keine Chance auf das Tor zu werfen und die Abwehr würde keine Abwehr-spielen lernen.
Ebenfalls geben die Gegenspieler beim Handball vor, welche freien Räume sich für Mitspieler ergeben könnten. Deshalb müssen diese auch beobachtet werden.
Informationsquelle Torwart
Der Torwart verhindert Tore.
Dazu werden Grundbewegungen abgerufen, die er durch gezieltes Torwarttraining angeeignet hat. Auch diese müssen analysiert werden. Ein Torwart kann auch offensiv spielen, indem er Wurffallen stellt, Ecken anbietet oder Spieler zu bestimmten, schwierigen Würfen zwingt. Der Spieler kann provozieren, dass der Torwart sich früher als nötig bewegt.
Dann hat der Spieler mehr Zeit für die richtige Wurfentscheidung. Es ist auch so, dass der Gegenstoß oft vom Torwart gespielt wird. Ist er sehr schnell nach dem Abschluss in Ballbesitzt herrscht größte Gefahr ein schnelles Gegenstoßtor zu kassieren. Zum Torwartjob gehört nicht nur halten, sondern blitzschnell umzuschalten. Der erste Pass des Angriffs geht sehr oft vom Torwart aus.
Informationsquelle Mitspieler
Mit Hilfe von Mitspielern ist es beim Handball möglich Tore zu erzielen bzw. zu verhindern. Das Gehirn muss die Informationen hinsichtlich Laufwege, Laufgeschwindigkeit und Position im Raum verarbeiten. Wie alle 5 “Blicke” ist dies auch eine externe Informationsquelle.
Dieser externe Einfluss bringt eine gewisse Art von Kontrollverlust mit sich. Das interessante ist aber im Fall der Mitspieler, dass dieser “Blick” als potenzielle Fehlerquelle der einzige ist, welcher gezielt trainierbar ist. Das liegt daran, dass die Automatismen hinsichtlich der oben genannten Punkte im Handballtraining gebildet werden können. Dazu werden Situationen immer und immer wieder einstudiert, in verschiedensten Varianten.
Das heißt im Umkehrschluss, dass diese Informationsquelle auch als Blick und Input für das Gehirn reduziert werden kann. Deshalb ist die “Eingespieltheit” auch so wichtig auf dem Feld – je weniger Input der Spieler verarbeiten muss, desto mehr Kapazitäten hat dieser für andere Informationskanäle. Das führt sehr schnell zu einer sehr viel niedrigeren Fehlerrate! Der Spieler “weiß” irgendwann, wo die Mitspieler stehen.
Informationsquelle freier Raum
Luft ist ein freier Raum. Das heißt nichts anderes, als das dort ein Ball reingespielt werden kann. Ist viel Luft vorhanden, passen da auch Spieler rein. Pässe in den freien Raum, wie auch das Laufen in Lücken die noch entstehen werden, haben viel mit Antizipation zu tun. Damit ein Spieler überhaupt in der Lage ist, diese Information zu verarbeiten, muss er von der Spielfähigkeit und Koordination weit genug sein. Dazu kommt dann noch das Ballgefühl, das benötigt wird, um einen Pass punktgenau zu spielen.